Susanne Tunn

A. D.

2009 – 2011, Zinn, 28 m2; Kuhstall, Hof Hellbaum, Ostercappeln-Schwagstorf

(…) Im Kuhstall eines Bauernhofes hat die Künstlerin auf einer Fläche von 28 Quadratmetern flüssiges Zinn in einer langsamen Prozedur vergossen.

Diese Arbeit weist einen unverkennbar performativen Charakter auf. Der Herstellungsakt muss als einmaliger Verlauf in doppeltem Sinn verstanden werden. Denn hier verläuft nicht nur ein Arbeitsprozess, sondern auch das Metall selbst, das sich auf dem unebenen Boden seinen Weg sucht und je nach der Beschaffenheit des Untergrunds an bestimmten Stellen zur Ruhe kommt.

Das Ergebnis ist eine erstarrte Lache, die mit ihrer silbern glänzenden Oberfläche gerade in dieser Umgebung ebenso seltsam wie faszinierend fremd wirkt. Die Plastik sieht aus wie ein See ohne Ufer – oder wie die Oberfläche einer Landschaft, die mit sanften Wellen, Vertiefungen und erhabenen Verwerfungen des Materials eigenwillig profiliert ist. Ihre Schönheit liegt in der selbst gesuchten Ausdehnung, ihrer Lichtwirkung und in all dem, was den Eindruck einer allzu perfekten Glätte stört. Wie andere Arbeiten von Susanne Tunn, vor allem ihre Steinskulpturen, dokumentiert auch die Zinnschüttung ein künstlerisches Handeln, das ganz und gar den Gesetzlichkeiten des Materials folgt. (…)

Stefan Lüddemann
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