Susanne Tunn

RUHE DER VER­ÄN­DE­RUNG

Su­san­ne Tunns Œuvre ist durch be­hut­sa­me Ein­grif­fe und spon­ta­ne Be­we­gun­gen zu­gleich ge­prägt. Sie ar­bei­tet mit prä­zi­se ge­plan­ten Leer­stel­len im Stein, sie lässt Zinn sei­nen Weg fin­den, sie zeich­net leere Kon­tu­ren di­rekt auf die Wand. Die Schwe­re (das Ma­te­ri­al) und das Leich­te (ihre Ein­grif­fe), das Innen, das eine Leere sucht und die ent­ste­hen­de Form, die eine Ab­we­sen­heit fin­det, be­ste­hen ne­ben­ein­an­der und er­gän­zen ein­an­der. Wer träumt, der fin­det sich. Wer eine Form fin­det, hat ver­ges­sen, dass es einen Pro­zess ge­ge­ben hat. Eine ge­wis­se lang­sa­me Me­di­ta­ti­on ist eine Di­men­si­on im Werk von Su­san­ne Tunn, die sich kaum spür­bar äu­ßert. Doch wer ein klei­nes hell­grau­es stei­ner­nes Herz Su­san­ne Tunns in der Hand hält, spürt einen Mo­ment lang, was er fühlt – wenn er noch fühlt. Es ist, als würde etwas In­ne­res in einem Au­ßen­raum lie­gen. Eine er­schre­cken­de, aber auch eine zarte Er­in­ne­rung an eine Welt, die so nur in Zwi­schen­räu­men exis­tiert.
Su­san­ne Tunn braucht die Her­aus­for­de­rung, die ton­nen­schwe­re Ma­te­rie braucht die spar­sa­me Geste, die sich selbst ent­äu­ßert: ich forme und du bie­test mir einen Wi­der­stand. Alle ihre Ar­bei­ten ver­hal­ten sich in einem dop­pel­ten Sinne asym­me­trisch zu sich selbst; sie er­zeu­gen eine Ruhe, die von einer, ihrer Suche er­zählt und von Ver­än­de­run­gen, die das Fin­den eines je­wei­li­gen ei­ge­nen Zu­gangs er­mög­licht.

Mi­cha­el Krö­ger