Susanne Tunn

166 BETTEN – Peace and Noise

Raum- und Klanginstallation. Realisierung zum Kunstpreis anlässlich des 350-jährigen Westfälischen Friedens, Hagen a.T.W., 1998

Susanne Tunns Arbeit ist fast unerbitterlich, widersetzt sich, legt Zeugnis ab von der Dauerhaftigkeit des Steins. Wenn ich sage fast, meine ich, daß die Zeit, Stürme, Klimaveränderungen etc. eine Wirkung auf Stein ausüben, ich meine aber auch, daß Susanne Tunns geduldiges Erarbeiten dem Stein am Ende des 20. Jahrhunderts eine andere Geschichte verleiht.

In einigen Mythen Zentral- und Mittelamerikas ist die natürliche Welt so beschrieben, als wäre sie von lebendigen Geistern bewohnt. Es ist beunruhigend zu sehen, wie stille Steine zum Leben gebracht werden, ihr Geist getrennt von ihrem Ursprung, ein Bollwerk, etwas, was da ist, als ob es immer da gewesen wäre.

Und nun konkret! 166 Betten – peace and noise, unnachgiebige Betten – mögen sie auch so still wie ein Grab sein, so geht von ihnen doch ein sonderbarer Klang aus.

Da ist wieder ein Geist, der diese von Menschen geschaffenen, industrialisierten, seriellen Formen bewohnt. Dem lebenden Körper bereitet es Unbehagen, sich auf diesen Betten auszuruhen – diese Betten in einer Kirche sind wieSärge, vielleicht bereit, in die Erde gelassen zu werden – eine zeitgenössische Beschwörung des anonymen Massentodes, Folge von politischem und sozialem Unfrieden.

Nancy Spero
Gesamter Text als PDF